Jungreben – erstes Pflanzjahr

Anfangs Jahr hat der Vorstand entschieden neue Rebstöcke zu pflanzen und somit die Färbertrauben – Rebstöcke zu ersetzen. Wie es den Jungreben in diesem doch sehr turbulenten Jahr ergangen ist und wie es nun mit dem jungen Gewächs weiter geht, erfährst du in diesem Artikel.

(geschnittene Färbertrauben, 07. Februar 2017)
(Startklar für neue Rebstöcke, 14. Februar 2017)

Abholen – Pflanzen
Unmittelbar nach den Frostnächten vom 20. resp. 21. April 2017 haben wir dreissig Jungreben gepflanzt. Die über zwanzig jährigen Färbertrauben mussten zwanzig Gamaret – Rebstöcken (Klon; RAC 14, 5C 6 Gm) weichen. Wofür Färbertrauben unterhalten, wenn es auch Alternativen gibt, wie eben die Gamaret – Rebstöcke. Die Gamaret – Trauben haben zum einen eine intensive Farbe und zum anderen lassen sie die Blauburgunder – Trauben intensiver schmecken.

(Setzlinge, Gamaret – Rebstöcke, 22. April 2017)
(Rebenpflanzen, 22. April 2017)

Unser Wein wird weiterhin Suttenberger Blauburgunder heissen, denn solange der Wein mindestens 85% aus derselben Traubensorte gekeltert wird, müssen beigemischte Traubensorten nicht auf der Etikette deklariert werden. Bei uns stehen 300 Blauburgunder – Rebstöcke.

Über die Jahre sind in den Rebenzeilen, durch kränkelnde oder altersschwache Rebstöcke, Lücken entstanden, diese wurden mit neuen Blauburgunder Rebstöcken (Klon; RMW M903, 5C 6-22 Gm) ergänzt.

Die Jungreben haben wir bei der Rebschule Meier in Würenlingen abgeholt. Dort wurden sie am Anfang des Jahres aus der Erde genommen und im Kühlraum gelagert. Einfach so Pflanzen geht bei Rebstöcken nicht. Es braucht ein wenig Vorbereitung, schliesslich sollen die Rebstöcke für die nächsten paar Jahrzehnte einen Ertrag abwerfen. Bei uns waren der Pflanzort und die Terrassierung gegeben. Den Rebenstockabstand haben wir von der bisherigen Anlage übernommen, jedoch die Neupflanzungen eher auf das Einfachstrecker – Erziehungssystem (Guyot – Erziehung) ausgelegt. Wir praktizieren aber bei den bestehenden Rebstöcken das Doppelstrecker – Erziehungssystem. Quadratische Löcher mit einer Tiefe von zirka 30cm waren von Nöten um die Setzlinge in mit Kompost angereicherte Erde zu pflanzen. Der Abstand zwischen den Rebstöcken beträgt 90cm. Die Veredelungsstelle soll eine Handbreite über dem gewachsen Terrain liegen. Die Jungreben werden leicht schräg zum Spickel hin gesetzt. Ein wenig Wasser dazugeben und schon sind die Rebstöcke „einsatzbereit“. Die Pfosten mit der entsprechenden Drahtanlage wurden bereits vorgängig montiert

(Rebenabholen, 21. April 2017)

Wachsen – Pflegen
Mit den warmen Temperaturen wachsen auch die ersten Schosse aus dem Rebenstockkopf. Wenn die ersten Schosse zehn bis fünfzehn Zentimeter Länge erreicht haben, wird der Stärke stehen gelassen und die restlichen weggebrochen. Die Jungreben entwickeln sich bestens, jedoch ist der trockene Sommer die erste Stresserfahrung für die Rebstöcke. Denn zu wenig Wasser ist in den ersten paar Standjahren ein Problem. So werden die Jungreben in den trockenen Phasen gewässert. Nicht zu viel, weil sie sonst „faul“ werden und nicht fähig sind die Wurzel nach eigenen Wasserquellen auszustrecken.

(Rebenwachstum, 08. Mai 2017)
(Rebenwachstum, 29. Mai 2017)
(Rebenwässern, 19. Juni 2017)
(Rebenwachstum, 19. Juni 2017)
(Rebenwachstum, 22. August 2017)

Gegen die gängigen Pilzkrankheiten müssen die Jungreben ab dem ersten Tag geschützt werden. Wir spritzen sie im Intervall wie die grossen, älteren Rebstöcke. Interessanterweise entwickeln sich die Jungreben unterschiedlich. Klar ist ja ein Naturprodukt, jedoch ist der Wachstum von Standort zu Standort unterschiedlich. Dies ist wohl auf die Bodenbeschaffenheit zurückzuführen.

Die Abschlussspritzung machen wir bei allen Rebstöcken gleichzeitig. Im Nachhinein lese ich aber, dass bei Jungreben bis Mitte September gespritzt werden dürfte. Die Abschlussspritzung ist schliesslich nur wegen den reifen Trauben, damit nicht zu viel Spritzmittel in den Wein gelangt. Da die Jungreben in den ersten zwei drei Jahren noch keine Früchte tragen, hätte das keine Rolle gespielt. Der Druck der Pilzkrankheiten, wie echten und falschen Mehltau, ist aber nicht all zu gross, so dass die Jungreben keinen Schaden erleiden.

Das Unkraut rundum die Pflanzstellen sind eine Konkurrenz für die Jungreben, deshalb wird das Unkraut von Hand entfernt. Durch das Entfernen des Unkrauts und das Auflockern des Bodens rundum die Jungreben bringt zudem Luft und Wärme in den Boden, was der Entwicklung gut tut.

Einwintern – Bilanzieren
Um vor allem die Veredelungsstelle gegen die kommende Winterkälte zu schützen, haben wir die Jungreben bis über die Veredelungsstelle mit Erde angehäuft.

Anfangs Oktober können wir Bilanz ziehen. Die Gamaret – Jungreben haben sich prächtig entwickelt. Die Blauburgunder – Jungreben sehr unterschiedlich, vor allem die in der untersten Reihe sind kaum gewachsen. Eigentlich nicht weiter schlimm, die einen haben eine längere Anlaufzeit, als andere, aber doch interessant. Aus Erzählungen von früher können wir aber erfahren, dass der untere Teil, Richtung Liestal, schon von Anfang an eine kleinere Problemzone war.

(Wachstumsstörung, Blauburgunder – Rebstock, 21. September 2017)

Den Satz: „Die Reben sind wie ein Unkraut“ könnte nicht passender für die Jungreben sein. Wir haben wie oben erwähnt nach dem Jahrhundertfrost in Würenlingen abgeholt und in Liestal gepflanzt. Wer sich erinnern mag, sogar Ende April (26. April) hatten wir dieses Jahr noch einmal Schnee. Dann der viel zu trockene Sommer mit Hitzetagen und doch sind die Jungreben prachtvoll gediehen und können voller Zuversicht auf das nächste Jahr schauen.

(leichter Schneefall, 26. April 2017)
(Rebenwachstum, 07. August 2017)

Vorausschauen – Gedulden
Im Frühjahr (Februar / März) des zweiten Pflanzjahres wird der gewachsene Trieb, bei schlechtem Wuchs, auf zwei Augen zurück geschnitten und die Arbeiten sind dieselben wie im ersten Pflanzjahr. Bei stärkerem Wuchs wird der Trieb auf Stammhöhe, zirka 60 – 70cm über Boden, zurück geschnitten. Und wir können zwei Triebe wachsen lassen.

Brauchbare Früchte werden die Jungreben frühestens nach drei Jahren tragen.  Es kann zwar schon jetzt zu Fruchtbildungen kommen, die werden aber nicht wirklich reif, deshalb zupfen wir diese weg, somit bleibt mehr Kraft resp. Energie für die Entwicklung des Rebstockes. Es ist also Geduld und Durchhaltewille gefragt.

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