Das Herbsten ist der Zahltag für die geleistete Arbeit im Rebjahr.
Dieses Jahr war lange die Rede, dass das Herbsten sicherlich im Oktober sein wird. Das Jahr hinkte eher etwas hinterher oder war schlicht im langjährigen Mittel.
In den letzten beiden Jahren war das Herbsten tendenziell zu früh. Zum einen wegen dem Frost im Frühjahr 2017 und dem folgenden nassen und kalten Herbst und zum anderen war im 2018 der Austrieb und die Blüte viel früher war als üblich und mit dem überdurchschnittlichen warmen und sonnigen Spätsommer die Reifebedingungen ausgezeichnet.
Dieses Jahr stimmte dann irgendwann das geschriebene (späte Lese) und die Messwerte bei uns im Rebberg nicht mehr überein. Eine erste Oechsle Messung am 16. September 2019 hatte bereits 88° Oechsle ergeben. Weshalb ich gedanklich mit der Planung des grossen Tages beginnen konnte. Für mich persönlich war es wichtig, dass ich die Aktivmitglieder frühzeitig über ein mögliches Lesedatum informieren konnte. Aber auch die Lese wenn möglich auf einen Samstag zulegen, damit möglichst viele dabei sein können ohne frei nehmen zu müssen.
In Rücksprache mit Urs Jauslin habe ich bereits Mitte September provisorisch den 28. September 2019 definiert. Die vierzehn Tage Prognose zeigt weiterhin tolles, trockenes, sonniges und optimales Wetter. Wohlwissend, dass eine vierzehntägige Prognose nicht wirklich seriös sein kann. Die fünf Tage Prognose – welche seriös erscheint – zeigte viel Sonne und angenehme Temperaturen, genau das was die Trauben zum Reifen brauchen. Deshalb ging ich davon aus, dass die Oechsle einen grossen Sprung machen würden.
Am 23. September 2019 konnte ich auf Empfehlung von Urs Jauslin anhand einer repräsentativen Probe (zirka 100 Beeren von verschiedenen Rebstöcken) 98° Oechsle messen. Was mich dazu bewog den Lesetermin auf den besagten Samstag zu fixieren.
Die vierzehntätige Prognose sollte leider nicht Recht behalten und die Woche vor dem Herbsten war alles andere als trocken und sonnig. Über das Wochenende vom 21. / 22. September gab es die Hälfte der Regenmenge für den gesamten September 2019. Die Woche dann durchzogen mit vielen Wolken und hin und wieder Regen. Die nötig gewesenen Sonnenstunden waren bescheiden. Am Lesedatum wollte ich nichts mehr ändern. Die Angst vor dem faulen der Trauben, aber auch die Steigerung der Kirschessigfliege – Population war präsent. Die Woche nach dem 28. September 2019 versprach auch keine Entschärfung der Gefahren durch die Witterung. Mit dem Messwert waren wir auch in etwa dort, wo wir hin wollten.
Ein geeignetes Transportfahrzeug und genügend Kisten wurden organsiert. Das Netz abnehmen habe ich Peter überlassen. Verdankens werterweise hat er genügend Helfer gefunden, die die Arbeit bereits am Freitag erledigen konnten. Ein grosser Gewinn für die Arbeiten am Samstag.

Am Samstag 28. September 2019 fanden sich um 08.30 Uhr siebzehn Helferinnen und Helfer im Suttenberg ein um die Ernte einzuholen. In der Nacht hat es nochmals wenig Regen gegeben. Die Trauben wurden unter den Blättern jedoch nicht nass.

Nach einer kurze Instruktion welche Trauben wir nicht im Wein haben möchten, begannen wir mit der Arbeit. Wir verteilten uns mit je zwei Kesseln im Rebberg. Der eine Kessel für das gute Traubengut und der andere für das Schnapsfass. Die grössten Problemen in diesem Jahr, waren der Sonnenbrand und die Traubenwelke. Die Traubenwelke trifft oft in Jahren mit stark wechselndem Wetter auf.

Es wurde uns schnell bewusst, dass es doch nicht so viel Ertrag geben wird, wie wir ursprünglich geschätzt haben. Die Arbeit war nach drei Stunden erledigt.

Mit gerade Mal zwanzig Kisten à zirka 15kg ging es nach Muttenz.

Nach dem Abliefern gab es noch eine feine Schweinsbratwurst mit Brot. Zum Dessert diverse Cakes und Kaffee.
Rückblickend war es beim Herbsten nicht die Stimmung, die ich mir erhofft hatte. Der doch unterdurchschnittliche Ertrag drückte aufs Gemüt. Wir konnten tatsächlich „nur“ 301kg mit aber einem Mostgewicht von 96° Oechsle abliefern. Vielleicht täusche ich mich auch über die miese Stimmung.
Die Qualität war der gewohnte Suttenberg – Standard. Jedoch die Quantität, nicht ganz das was erhofft haben.
Zwei – drei schlaflose Nächte gab es, bis ich den Schock verdaut hatte. Obwohl mir völlig bewusst ist, dass es die Natur ist, die grundsätzlich bestimmt wie das Jahr verläuft. Nichtsdestotrotz machte ich mir Gedanken wo denn die gut geschätzten 150kg mehr geblieben sind. Abschliessend wissen werde ich es nie – Ideen habe ich viele. Sonnenbrand, Traubenwelke, Schneidarbeiten im Winter, Dünger um einige Stichworte aufzuzählen.