Es geht los…

Waren es vor knapp einer Woche zwei Handvoll blaue Beeren, sind es heute über fünfundfünfzig.

Der Farbumschlag an den Beeren hat begonnen. Die Beeren wechseln die Farbe von grün auf blau. Zeitlich sind wir in langjährigen Durchschnitt. Nicht nur die Farbe ist augenfällig, sondern auch die Grösse und Form der Beeren. Die Beeren sind dieses Jahr tendenziell eher klein und unförmig, was auf  trockenen Tagen in den letzten Wochen zurückzuführen ist.

Wenn man einen Traubenbund in die Hand nimmt, merkt man, dass die Beeren sehr satt aneinander liegen und den Traubenbund richtig hart und unbeweglich ist. Dies haben wir vermutlich der beinahe perfekten Blüte (kurz, trocken, nicht heiss) zu verdanken.

Der Druck an der Traube wird schliesslich so stark, dass sich die Beeren gegenseitig verdrücken. Die aufgeplatzten Beeren werden essigsauer und prädestiniert für Botrytis (Graufäule).

Die reifenden Trauben sind auch bei Tieren beliebt. Wer momentan im Suttenberg Zeit verbringt, trifft allerlei Insekten und Vögel.

Die immer süsser werdenden Beeren locken die Wespen an, die die Beerenhaut aufreissen und sich das Fruchtfleisch als Nahrungsquelle nutzen. Was die aufgerissenen Beeren auch anfällig für Botrytis macht.

Gegen die Wespen versuchen wir mit Fallen anzukämpfen, gegen das gegenseitig zerquetschen können wir nichts unternehmen.

Wenn den die Beeren den Farbumschlag hinter sich haben, werden auch die Vögel nicht lange auf sich warten. Aber auch die Drosophilla Suzukii Fliege wird wieder gefallen an den blauen Früchten haben. Auch gegen diese Plage sind wird mit Fallen gerüstet.

Nach dem Farbumschlag werden die Beeren mit der zunehmenden Reife weicher.

In den nächsten Tagen werden wir das Netz auflegen. Das engmaschige Netzt um die Traubenzonen schützt nicht nur vor den gefrässigen Vögeln, sondern auch gegen Hagelgewitter.

Folgen des Jahrhundertfrost

Bald sind zwei Monate vergangen seit die beiden aufeinanderfolgenden Frostnächte ihr Unwesen getrieben haben. Heute können wir fürs erste aufatmen, denn die Rebstöcke sind in vollem Saft und gedeihen bestens. Der erste Schock ist also überwunden. Das saftige Grün hat aber noch nichts mit reichhaltigen Trauben zu tun. Denn die Rebe blüht in der Regel erst im Juni. Die ersten Blütenkäppchen wurden anfangs Juni gesichtet. Aber es sind noch einige Gescheine einige Tage vom Blühen entfernt. Wenn während der Blütenzeit optimale Wetterbedingungen herrschen, kommt es gewissermassen gut. Für eine Prognose ist es allerding noch zu früh. Obwohl 50kg wurden beim letzten Arbeitseinsatz, bereits überboten – aktuelles Höchstgebot liegt bei 200kg.

Auf den ersten Blick scheinen sich die Rebstöcke erholt zu haben und das Grün wird immer intensiver. Das äussere ähnelt dem letztjährigen Wuchs. Da war der Frost nicht ganz so schädigend, aber hat doch auch seine Spuren hinterlassen.

Aber die Prioritäten sind dieses Jahr nicht der Ertrag, sondern das Erhalten und Pflegen der Rebstöcke. Durch den zweimaligen Austrieb wurden die Energiereserven ordentlich angezapft. Jeder Austrieb bis zu einem Trieb mit drei grösseren Blättern wird von den Energieeinlagerungen aus dem letzten Jahr gezerrt. Deshalb ist es ausserordentlich wichtig, dieses Jahr auch mit wenigen Trieben oder sogar mit Geiztrieben eine lückenlose Laubwand wachsen zu lassen. Dadurch kann sich der Rebstock ideal regenerieren. Des Weiteren müssen die Schneidarbeiten für nächstes Jahr angedacht werden. Es macht wenig Sinn Schosse aus mehrjährigem Holz anzuschneiden, denn diese sind nicht sonderlich fruchtbar. Im Vergleich zu den Schossen aus zweijährigem Holz, was die Schosse aus den Strecker sind.

Viele Schosse sind nun aus dem Rebstockstamm ausgetrieben, von diesen sind einige Klebschosse, das heisst diese verwachsen nicht genügend mit dem Rebstockstamm und brechen schon bei der kleinsten Berührung oder einem Windstoss ab. Die Verbindung wird auch über die Wochen nicht besser und ist somit als Strecker für nächstes Jahr ungenügend.

Das Auslauben rundum den Rebstockkopf hat begonnen. Durch das Austreiben der Schosse aus dem mehrjährigen Holz erschwert das Applizieren der Spritzmittel. Deshalb werden die Blätter rundum die Rebstockköpfe „gezupft“. Was eine luftige Traubenzone zum Resultat hat.

Somit sind die Arbeiten im Juni eigentlich klar. Ordnung rundum den Rebstockkopf schaffen und die Schosse so anbinden, dass eine lückenlose Laubwand entsteht. Der Druck des echten Mehltaus ist fast grösser als die des falschen Mehltaus. Dies hat mit dem trockenen aber sehr heissen Wetter zu tun.

 

Jahrhundertfrost

Der sogenannte Jahrhundertfrost hat auch im Suttenberg seine Spuren hinterlassen.

Als sich die die Frostnacht abzuzeichnen schien, wurde per Mail im Vorstand viel darüber diskutiert ob  und welche Massnahmen ergriffen werden könnten. Man entschied keine Hauruck – Übung zu machen und die Rebstöcke dem Wetter auszusetzen.

Es ging gründlich schief und die Rebstöcke erleiden Totalschaden. Nach der ersten Nacht vom 19. auf den 20. April 2017 war am Morgen noch einen Hauchzuversicht vorhanden. Die Triebe waren in einen feinen Eismantel gehüllt.

Jedoch war vermutlich gerade dieser Eismantel das ausschlaggebende für den grossen Schaden. Denn durch den Auftauprozess wurde der Umgebung Wärme entzogen, das Eis schmolz und die Triebe hatten ihren Eismantel abgelegt. Jedoch ging dadurch die gesamte Energie in den Trieben verloren und sie waren bereits am Abend grau – braun – was die typische Farbe für abgefrorene Triebe ist – verfärbt.

Hätten wir doch Frostruten stehen gelassen, wäre der Einsatz von Frostkerzen doch sinnvoll gewesen? Gedanken über Gedanken, im Nachhinein ist man bekanntlich immer schlauer.

Nach dem letztjährigen Frost, zweifelloses, war dieses Ereignis ein erneuter Dämpfer. Man muss jedoch auch sagen, dass nicht wir sondern das Wetter an der Misere Schuld ist. Was wirklich etwas gebracht hätte, werden wir nie erfahren.

Auch Stunden danach bietet sich ein trauriges Bild. Die saftigen Triebe, das schön sommerliche Märzwetter haben die beiden Frostnächte zu Nichte gemacht. Nun wie weiter? Der Rebstöcke sind in eine Schockstarre verfallen und werden sich wohl irgendwie erholen.